Von Frau zu Frau: Martina van Hettinga von i-potentials

In der Serie VON FRAU ZU FRAU stelle ich erfolgreiche Powerfrauen vor, die ihr eigenes Business gegründet haben und / oder erfolgreich ein Unternehmen leiten. Inspirierend und ermutigend gehen sie mit gutem Beispiel voran – denn wir brauchen mehr Frauen in Führungspositionen. The future is equal!

Den Auftakt macht die Berlinerin Martina van Hettinga: Sie ist Managing Director und Gesellschafterin von i-potentials, einer der führenden Personal- und Organisationsberatungen für digitale Wachstums- und Transformationsstrategien.
 
Zunächst hauptsächlich auf den Teamaufbau für Start-Ups fokussiert, gehört sie heute in Deutschland zu den Pionieren im Bereich Digital Recruiting & modern Leadership und stellt seit 2011 die Teams und Führungsriegen für Start-Ups sowohl in Early- als auch in Later Stage-Phasen und für mittelständische Online-Unternehmen in starken Wachstumsphasen auf. Zusammen mit i-potentials’ Managing Partnerin Constanze Buchheim hat sie das Standardwerk „HR-Basics für Start-Ups“ geschrieben. Martina stellt Unternehmen für das Innovationszeitalter auf, ist als Investorin, Mentorin und Beirätin tätig und – außerdem – Mutter von Zwillingen.
 
Über Feminismus, den Spagat zwischen Familie und Beruf, Mutter sein und darüber wie sie es schafft, das alles unter einen Hut zu kriegen, habe ich mit ihr im la femme totale Interview gesprochen.

Von Frau zu Frau: Was bedeutet Feminismus für dich?

Feminismus ist für mich eine Bewegung, die versucht herzustellen, was eigentlich selbstverständlich sein sollte, nämlich die Gleichberechtigung von Mann und Frau. Das ist ein relevantes Thema für Wirtschaft und Gesellschaft – besonders in einer Zeit, wo es für Unternehmen sowieso schon schwierig ist, gute Mitarbeiter zu finden und zu halten. Daher lohnt es sich genau hinzuschauen, auch wenn man persönlich nicht von Benachteiligung aufgrund des Geschlechts betroffen ist. Ich hatte zum Beispiel zwei sehr gute Chefs, die mich immer gefördert haben und ohne die ich heute nicht da wäre, wo ich bin. Frauen und Männer müssen einfach die gleichen Chancen und Wahlmöglichkeiten bekommen: Arbeiten ja oder nein, und wenn, dann für den gleichen Lohn.
 
Auch das Rollenbild in den Köpfen muss sich verändern, und wie Frauen im Vergleich zu Männern bewertet werden – und zwar nicht nur von Männern, sondern oft leider auch in den eigenen Reihen. Wieso z.B. wird der Mann dafür gefeiert, wenn er zwei Monate Elternzeit nimmt, eine Frau aber dafür als Rabenmutter verurteilt, wenn sie „nur“ vier Monate zu Hause beim Kind bleibt? Darüber müssen Frauen und Männer in einem gemeinsamen Diskurs sprechen.
 

Mit welchem Bild von Mann und Frau bist du aufgewachsen, und wie hat es dein heutiges Rollenverständnis beeinflusst?

Ich komme aus Bayern – dort herrscht bis heute noch ein eher traditionelles Rollenbild. Der Mann geht arbeiten, die Frau bleibt zu Hause. Bei uns war das nicht so. Meine Mutter hat immer gearbeitet, sie und mein Vater haben sich die Aufgaben geteilt und sich gegenseitig unterstützt. Außerdem war ihnen sehr wichtig, dass ich eine gute Ausbildung bekomme, um später einen Beruf zu haben, in dem ich unabhängig und erfolgreich sein kann – so haben sie mich zum Beispiel sehr früh dabei unterstützt, ins Ausland zu gehen, um dort Erfahrungen zu sammeln. Genauso lebe ich es meinen Kindern vor und möchte es auch so an sie weitergeben.

Als berufstätige Mutter von Zwillingen: Wie schaffst du es, Familie und Beruf zu vereinbaren?

Generell ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein schwieriges Thema, und meiner Meinung nach im aktuellen System auch am besten machbar bei Selbstständigen, Gründern oder wenn mindestens einer in Teilzeit arbeitet. Mein Mann und ich sind beide selbstständig, dadurch sind wir zeitlich flexibler und können uns abwechseln. Gerade in der Zeit, als wir für die Kinder noch keinen Kitaplatz hatten, waren wir allerdings sehr auf Unterstützung von anderen angewiesen. Unsere Eltern sind bei der Kinderbetreuung eine große Hilfe, für die wir sehr dankbar sind. Meine Geschäftspartnerin Constanze hat auch Kinder, das macht die Zusammenarbeit einfacher. Wir wissen beide wie es ist, Mutter und berufstätig zu sein und haben daher viel mehr Verständnis füreinander, was bei vielen Unternehmen leider oft fehlt. Trotzdem bleibt es ein tägliches Jonglieren von Prioritäten und Woche für Woche muss neu besprochen und organisiert werden, wer wann was macht.

Ist gleichberechtigte Elternschaft denn ein Wunschdenken, oder tatsächlich möglich? Was muss dahingehend passieren?

Ich denke das ist in vielen Bereichen leider noch ein Wunschdenken: Gerade in der Anfangszeit: Mütter stillen, Väter können das nicht. Es ist klasse, wenn Paare zusammen Elternzeit nehmen, aber wie gelingt die gerechte Verteilung der Aufgaben und Pflichten später im Alltag? Gleichberechtigt Eltern sein bedeutet ja nicht nur, dass auch er mal die Wäsche macht. Am Ende muss das jedes Paar für sich ausloten, die Auffassungen sind da ja sehr individuell.
 
Aber wir können in der Wirtschaft und gesellschaftlich sicher mehr tun, um gleichberechtigte Elternschaft fördern, damit die Care-Arbeit nicht wie selbstverständlich Frauensache bleibt: wir brauchen bessere Kinderbetreuung, also mehr Kitaplätze, und natürlich eine bessere Bezahlung für Frauen, um überhaupt Anreize zu schaffen, wieder ins Berufsleben einzusteigen. Frauen und auch Männer sollten sich für das entscheiden können, was sie auch wirklich wollen, und nicht weil ihnen keine andere Wahl bleibt.
 

Welchen Rat gibst du Frauen, die ihr eigenes Business gründen möchten?

Frauen müssen sich mehr trauen! Viele sind einfach zu perfektionistisch, Männer sind da anders. Wenn ein Mann gerade einmal die Hälfte der Anforderungen einer Stellenbeschreibung erfüllt, bewirbt er sich trotzdem ganz selbstsicher. Wenn eine Frau sogar zwei Drittel der Vorraussetzungen mitbringt, traut sie sich trotzdem nicht. Habt mehr Selbstbewusstsein und mehr Selbstvertrauen in eure eigenen Fähigkeiten. Es ist nicht hilfreich, sich auf seine Schwächen zu fokussieren – es wird immer Dinge geben, die man nicht so gut kann, aber darauf zu schauen bringt einen nicht voran. Also, einfach machen, wenn es das ist, was du willst! Denn so wie es Grace Hopper gesagt hat: „Es ist besser, sich hinterher zu entschuldigen, als vorher um Erlaubnis zu fragen.“

Und zu guter Letzt: Welches Beauty-Produkt hast du immer in deiner Handtasche?

Roten Lippenstift von MAC. 💋

Vielen lieben Dank, dass ich dich interviewen durfte. Rock on, Martina! 

Den Lippenstiftgeschmack teilen wir übrigens, Rot ist und bleibt einfach die Powerfarbe schlechthin. Sie ist intensiv, leidenschaftlich und voller Energie – wer rot trägt fällt garantiert auf und hinterlässt Eindruck. Und na klar: Ein toller Hingucker für jeden Tag und ein zeitloser Beauty-Evergreen sind rote Lippen.

Mein persönlicher Favorit: der MAC Matte Lipstick So Chaud in knalligem Orange-Rot.

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