Cup der guten Hoffnung: Meine nachhaltige Menstruation

Posted In: Fempowerment | You do you

Sie ist so alt wie die Menschheit selbst, und doch immer noch ein Thema, über das nur wenige offen sprechen: Die Menstruation. Damals, mit 13, konnte ich es kaum erwarten, sie zu bekommen, um endlich „dazuzugehören“. Wie das nun mal so ist bei Teenagern, die meisten Mädchen in meiner Klasse hatten sie nämlich schon. Als ich sie dann auch hatte, dachte ich nur „Was für eine Scheiße“. Denn ich wusste echt wenig darüber. Im Biologie-Unterricht wurde der weibliche Zyklus nur mal kurz angerissen, danach verteilte Frau K. lieblos und irgendwie auch peinlich berührt o.b. & Always Ultra-Starterkits an uns Mädchen, natürlich unter schallendem Gelächter der Jungs. Das Never Ending Stigma begann. Die Menstruation = das Kryptonit der Frauen. Ihre Laune ist schlecht – muss an den Tagen liegen. Generalverdacht. Ich schwöre, wenn ich von irgendjemandem jemals wieder einen Satz wie Wieso bist’n du so zickig, haste deine Tage oder was?! höre – ich hau ihm eine rein. 

Wie die meisten menstruierenden Menschen bin auch ich in Scham für meine monatliche Blutung aufgewachsen. Wenn mir mal ein Tampon aus der Tasche fiel – oh Gott, PEINLICH, jetzt weiß ja jeder dass ich blute! Und gedanklich war ich sowieso immer bei mir im Schritt – oh Gott, hoffentlich läuft nichts aus, sonst weiß ja jeder, dass ich meine Tage habe! Selbst andere nach einem Tampon zu fragen, natürlich im Flüsterton, soll ja keiner mitkriegen, war immer mit einer gewissen Schüchternheit verbunden. Traurig. 

 

POWER TO THE PERIOD

Doch mittlerweile rührt sich was im Busch. Die Periode wird endlich zum öffentlichen Thema der Gesellschaft, wir sagen laut und selbstbewusst  JA, ICH BLUTE!  und ein neuer Markt für Damenhygieneprodukte (was für ein Wort) hat sich aufgetan. Schluss mit der Ausgrenzung. Und der Schweigepflicht. Denn die Periode ist cool und nichts, wofür wir uns schämen müssen – ganz im Gegenteil. Stolz sein können wir auf sie, denn ohne gäbe es kein menschliches Leben auf dieser Welt. Schon mal darüber nachgedacht? Und sowieso ist sie auch nichts, was wir uns aussuchen oder verhindern können. Und dafür, dass wir jeden Monat Schmerzen erleiden, müssen wir auch noch draufzahlen. Hygieneprodukte, die wir nun mal jeden Monat brauchen, gibt es nicht geschenkt, dazu kommen noch einige weitere Kosten, für Schmerzmittel oder neue Unterwäsche zum Beispiel.

Dank der erfolgreichen Onlinepetition von einhorn und NEON wird jetzt zumindest die diskriminierende Besteuerung mit 19 % vor dem Bundestag neu verhandelt und der ermäßigte Steuersatz  gefordert. Die Periode ist kein Luxus. Denn für tatsächliche Luxusprodukte wie Kaviar und Trüffel zahlt man nur 7% Mehrwertsteuer – warum dann aber so viel für wirklich lebensnotwendige Dinge? Das muss sich ändern. Und es ist wirklich klasse, wie viele Menschen sich dafür einsetzen, die Menstruation endlich zu normalisieren! 

Aber um es trotz allem mal ehrlich zu sagen: Menstruation ist im Großen und Ganzen kein Vergnügen. Alle Menstruierenden können davon ihr eigenes Liedchen singen. Kurzer Exkurs in die Biologie: In der Regel ein Mal alle 28 Tage (+/- x) stößt die Gebärmutter die Schleimhaut wieder ab, die sie sich in den 4 Wochen davor mühselig angebaut hat, um eine eventuell befruchtete Eizelle zu beherbergen und sich dann in ein 5 Sterne-Resort für Föten zu verwandeln – so es Frau, Mann oder die Natur denn wollen. Und wenn sich nicht gerade eine überambitionierte Spermie gegen sämtliche Verhütungsmaßnahmen widersetzt hat und es nicht zur Befruchtung kommt, tja, dann wird in einem vier- bis fünftägigen „Inneren Reinemachens“ eben diese Schleimhaut in Form von wunderschönem, roten Blut ausgeschieden. Aus der Vagina! Klingt alles gar nicht so schlimm, wären da nicht die „komplexen körperlichen und emotionalen Beschwerden im Zusammenhang mit dem Menstruationszyklus“ a.k.a. Prämenstruelles Syndrom a.k.a. PMS. 

 

DIE TAGE VOR DEN TAGEN

Der Hormonspiegel sinkt, das tolle weibliche Sexualhormon Östrogen macht sich dünne und dafür kriegt man dann fiese Menstruationsbeschwerden. Ich persönlich kämpfe dann so ca. ein bis zwei Wochen bevor es los geht mit folgenden Symptomen, von oben nach unten aufgezählt, angefangen beim Gesicht: Fettige Haut und Pickel. Außerdem schwellen meine Brüste an und spannen mörderisch. Ausgebeutete Milchkuh mit Monster-Euter, I feel you. Im Bindegewebe sammelt sich Wasser an, mein Bauch ist aufgebläht und ich sehe aus, als hätte ich quasi über Nacht 10 Kilo zugenommen. Dazu kommt eine Stoffwechsel-Achterbahnfahrt: Verstopfung, Durchfall, Blähungen. Ich bin schneller müde. Und auch mental angeschlagen. Grüblerisch, sensibel, gereizt, launisch. PROBLEM DAMIT?! Es ist was es ist, sagen die Hormone. Während der Periode habe ich dann Kopfschmerzen, Schmerzen im Unterleib, und auf der anderen Körperseite plagen mich Rückenschmerzen. Um weiter am normalen Alltagsgeschehen teilhaben zu können bleibt dann manchmal nur der Griff zur Schmerztablette. Trotzdem rocken wir unser Leben jeden Tag, wir Menstruierenden sind schon ziemlich tough. Anything you can do, I can do bleeding.

Wer sich jetzt denkt: „Ürrr, die schreibt aber offen über diese Menstruation, das will doch nun wirklich keiner wissen“ – Pech gehabt! Dann lies es nicht, du Ignorant, und lebe dein Leben friedlich in blaue Ersatzflüssigkeit getaucht weiter als Teil des Tabus, dass diese Gesellschaft rund um die Menstruation installiert hat. Weil sie ja etwas Ekliges, Abnormales ist. Was nur Frauen haben, das sowieso schwache Geschlecht, eh schon nicht zurechnungsfähig und belastbar, und erst Recht nicht in der „Erdbeerwoche“. Weil die Menstruation ja etwas ist, wofür man alberne Umschreibungen finden muss, weil man sich nicht traut, es beim Namen zu nennen. Als ginge es um Lord Voldemort. Können wir bitte endlich von ihr sprechen, ohne rot zu werden? Es ist doch das Normalste der Welt. Und uns  wurde doch nun wirklich lange genug der Mund verboten. 

RED TRASH

Worüber allerdings leider immer noch kaum gesprochen wird, ist der gigantische Müllberg, den die Menstruation verursacht. Ein Beispiel: Pro Zyklus werden ca. 20 Tampons oder Binden benötigt, bei starker Blutung noch mehr. Dazu kommen bei einigen auch noch Slipeinlagen, die als extra Auslaufschutz verwendet werden. Unmengen an Plastikfolie. Echt viel Abfall.

Zugegeben: Ich bin leider auch erst vor Kurzem auf dieses Problem aufmerksam geworden, als ich zufällig auf reset.org einen Artikel über nachhaltige Monatshygiene gelesen habe, der mich wirklich schockiert und wachgerüttelt hat. Ein menstruierender Mensch vebraucht also 16.800 Tampons oder Binden in seinem Leben. Pro Jahr sind das weltweit 45 Milliarden. Stellt auch das mal bildlich vor. Der Großteil des Plastikmülls, der in der Natur landet, kommt von Damenhygieneartikeln. Für mich war klar: Ich muss umdenken. Denn es gibt schon lange gute und günstige Alternativen. 

Wusstet ihr, dass beispielsweise Menstruationstassen schon in den 1930ern erfunden wurden? Bis vor ca. ein, zwei Jahren hatte ich davon noch nie gehört. Und lehnte die Dinger instinktiv ab – ich kann mir doch nicht so ein Teil da unten rein schieben. Und wie soll ich das sauber machen, wenn ich unterwegs bin? Und überhaupt, Tampons sind doch viel bequemer. Und genau das ist das Problem und der Grund, warum sich so viele Menschen gegen nachhaltigen Konsum entscheiden. Etwas noch mal zu benutzen bedeutet Aufwand. Statt einen benutzten Tampon einfach wegzuwerfen (oder im Klo runterzuspülen!) muss man so eine Tasse ja reinigen. Und dafür sind viele einfach zu bequem. Leider auf Kosten der Umwelt und des Klimas.

Endlich Spaß auf dem stillen Örtchen.

 

KLASSE TASSE

Warum ich mich bei diesem Thema auch so lange so dämlich verhalten habe, kann ich heute nicht mehr nachvollziehen, denn seit meines letzten Zyklus benutze ich eine Menstruationstasse. Und bin überzeugt und sehr glücklich damit. Ich habe mich für den „Papperlacup“ von einhorn entschieden. Und konnte es zum ersten Mal in meinem Leben kaum erwarten, endlich meine Tage zu kriegen, um ihn auszuprobieren! 

Der Papperlacup wird in Deutschland hergestellt, ist aus 100 % medizinischem Silikon und dadurch echt weich und anschmiegsam. Bei jedem Kauf mit dabei sind ein Säckchen aus Bio-Baumwolle zum Aufbewahren und ein Stickerbogen mit fancy Perioden-Motiven wie Viva la Vulva! Man kann den Cup, je nach Stärke der Blutung, bis zu 12 Stunden tragen. Das schafft kein Tampon! Und vor allem, einmal gekauft, kann man den Cup bis zu 10 Jahre lang benutzen. Man spart also nicht nur Müll, sondern auch bares Geld. Eine Menstruationstasse kostet zwischen 10 und 30 Euro, es gibt sie z.B. in Drogerien und Apotheken. Das Modell von einhorn ist zwar etwas teurer als andere Produkte im Regal, allerdings werden 50 % vom Gewinn für den guten Zweck verwendet – und gehen z.B. an Menschenrechtsprojekte in Tansania. Und bevor ich hier lang und breit erzähle, wie das Teil denn nun verwendet wird: Für alle Newbies und Skeptiker:nnen gibt es von einhorn auch ein Tutorial, indem sehr ausführlich erklärt und gezeigt wird, wie man den Cup richtig benutzt.

Ich war überrascht, wie einfach es war, den Cup einzuführen. Es tat weder weh noch war es unangenehm und man spürt ihn überhaupt nicht, wenn er richtig sitzt. Und statt mir ständig Gedanken zu machen, ob ich denn jetzt schon den Tampon wechseln müsste und andauernd auf’s Klo zu rennen, kann ich entspannt und sorglos meine Tage erleben. Auch das Herausnehmen ist kein Akt und zu sehen, welche Menge an Blut man eigentlich tatsächlich so während seiner Periode verliert ist ebenso verblüffend und schafft ein ganz neues Körpergefühl. Ich benutze den Cup noch nicht lange, aber habe jetzt schon das Gefühl, dass er sich wirklich positiv auf Unterleibsschmerzen auswirkt – die habe ich nämlich seitdem kaum noch. Also, wer auch keine Lust mehr hat, jeden Monat einen stinkenden Müllhaufen zu produzieren und eine bequeme und nachhaltige und günstige Lösung für sich sucht: Ich kann es euch guten Gewissens ans Herz legen, die Menstruationstasse mal auszuprobieren. Sie wird euer Leben verändern.

Zum Abschluss aber noch eine wichtige Sache: Ich bin hier nicht als Menstruationsmissionarin auf dem blutigen Pfad Gottes unterwegs. Ich will euch nicht bekehren, oder überzeugen, auf Tampons, Binden und Co. zu verzichten und auch nicht verurteilen, wenn ihr dabei bleiben wollt. Euer Körper – eure Entscheidung. Was ich lediglich möchte ist das Bewusstsein in euch zu wecken, dass es auch anders geht. Nachhaltig. Ohne Müll. Ohne Plastik. Wenn man will. Und ich verspreche euch, das Gefühl, etwas Gutes zu tun und Verantwortung zu übernehmen, ist unbezahlbar.

Welche nachhaltigen Produkte benutzt ihr während eurer Periode? Und was sind eure Tipps gegen PMS? Schreibt sie gern unten in die Kommentare.

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  • M.
    September 2, 2019

    Seit ca. 1 Jahr die Tasse – seit ich eben davon erfahren habe, dass es sie gibt. Den Hygiene-Eimer am Klo gibt’s zwar immer noch, aber nur noch für Gäste und „Notfälle“. Als der Papperlacup von Einhorn endlich auch in Österreich erhältlich war, ist der natürlich auch gekauft worden. Er ist viel weicher und leichter einzusetzen als das Produkt das ich vorher hatte, jetzt benutze ich den. Schade, dass alternative Periodenprodukte so versteckt gehandelt werden, gottseidank ändert sich das endlich.

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